🦌Projekt Wald🌳
Die sommerlichen Temperaturen im Juli und die durchweg positiven Erfahrungen aus den letzten Krippenjahren laden uns auch dieses Krippenjahr wieder ein, eine Woche im Wald zu
verbringen. Es gibt für Kleinkinder kaum einen besseren Bildungsraum als die
Natur. Wir tanken dabei viel frische Luft, beim Laufen über den unebenen Boden
trainieren wir unser Gleichgewichtssystem und die Motorik. Wir können unendlich
viele Natur- und wichtige Sinneserfahrungen machen. Ebenso werden die mathematische
Bildung und die Sprachentwicklung sowie das Sozialverhalten gefördert. Und obendrein wird gleichzeitig eine „spielzeugfreie“ Zeit damit durchlebt. Zudem belegen Studien, dass "Kinder
immer weniger Zeit und Gelegenheit finden, um die Natur intensiv zu erleben.
Das Spiel findet zunehmend „drinnen“ statt. Diese Naturentfremdung hat Folgen –
gesundheitliche, aber auch gesellschafts- und umweltpolitische. Es liegt also
nahe, Kindern frühe und intensive unmittelbare
Naturerfahrungen zu ermöglichen, um auf diese Weise die Basis für eine
lebenslange Naturverbundenheit zu legen.“1
Bereits eine Woche vor dem
geplanten Aufenthalt im Wald, bereiten wir uns in verschiedenster Weise darauf
vor. Die in unserem Bücherregal bereitgestellten Waldbücher führen zu unserem Thema hin. Darin können wir schon entdecken wie der Wald aussieht und welche Tiere darin leben.
Lieder und Fingerspiele zum Thema Wald (Wir gehen in
den Wald, Waldbodenfüße, Ich lieb die Bäume…) bringen uns viel Freude in unserer
Morgenkreisrunde.
Francois erklärt
uns dann fast täglich die Regeln und das angemessene Verhalten im Wald. Mit Hilfe von
anschaulichen Bildern wissen wir nun beispielsweise, dass wir uns alle rücksichtsvoll
verhalten. Jedes Kind läuft nur so weit,
dass es in Sichtweite ist. Die Pflanzen möchten wachsen und werden daher im
Boden belassen. Es werden keine Äste und Zweige abgerissen. Die Früchte des
Waldes sind Nahrung für die Tiere und können für uns giftig sein. Um eine harmonische und tolle Woche im Wald verbringen zu können, ist es wichtig dass wir uns daran halten.
Mit einer
gemeinsamen Bilderbuchbetrachtung gehen wir auf weitere Entdeckungsreise in die
Tierwelt im Wald. Durch Ausklappseiten und Gucklöcher werden wir ganz neugierig
und erfahren auf spielerische Weise erstes Sachwissen wie und welche Tiere im
Wald leben. Wir sind schon gespannt, ob wir vielleicht das ein oder andere Tier
in unserer Waldwoche entdecken können.
Damit unsere Augen
diese Tiere besser entdecken können, möchten wir unser eigenes Fernrohr
basteln. Dazu malen wir zwei Toilettenpapierrollen bunt an. Dann kleben wir sie
aneinander und fädeln eine Schnur durch zwei Löcher. Nun können wir das Fernglas
um den Hals hängen. Gut ausgerüstet können wir uns dann nächste Woche auf Entdeckertour
begeben.
Dann ist es
endlich so weit. Früh am Morgen nachdem alle Kinder vollzählig in der Krippe sind, machen
wir uns voller Abenteuerlust und Vorfreude mit gepackten Krippenwägen
(„Waldautos“) und unseren Rucksäcken auf den Weg Richtung Wald. Unser erstes
Ziel ist ein Wiesenstück direkt beim Waldeingang.
Dort breiten wir unsere
großen Decken aus, begrüßen uns mitten in der Natur in einer morgendlichen
Runde, singen ein Waldlied und wiederholen unsere Waldregeln noch einmal zur Vertiefung.
Dann wollen
wir uns erstmal für den Waldtag stärken und lassen uns leckere belegte Brote
sowie Obst und Gemüse schmecken. Draußen schmeckts gleich noch besser.
Danach
starten wir ins Spiel- und Entdeckungsabenteuer im Inneren des Waldes. Zuerst
bleibt viel Raum und Zeit für eigene Entdeckungen. Manche gehen sofort auf
Erkundungstour, andere brauchen noch etwas Unterstützung, um die neue Umgebung
kennenzulernen. Doch gemeinsam finden wir viele interessante Dinge. Wir graben beispielsweise etwas im Waldboden und entdecken viele
Krabbeltiere wie z.B. Käfer, einen Regenwurm und Tausendfüßler.
Schnell werden wir
immer mehr eigenständig aktiv und selbstständig. Unsere Fantasie kann sich durch das Spiel mit der Natur und ohne vorgefertigte
Materialien frei entfalten. Steine und kleine Hölzer
werden dann zum Musik machen umfunktioniert, indem sie aufeinander geklopft
werden. Schon bald schauen sich einige
die Idee von anderen ab und es entsteht ein Waldkonzert. Andere spielen
verstecken hinter Bäumen, sammeln Naturmaterialien
oder befühlen Tannenzapfen u.v.m. Diese Materialien packen wir unsere Sammeltüten und nehmen sie mit in die Krippe.
Jeden Tag wird
unser Forscherdrang aufs Neue geweckt aber wir stehen auch oft vor neuen
Herausforderungen. Unebene Wege mit Wurzeln, Steinen und Blättern bedeckt und
herabhängende Äste erfordern ein anderes Gleichgewichtsgefühl und die gesamte
Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig entwickelt wir Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten.
Und so bewältigen wir gemeinsam lange Strecken im Wald. Gestrüpp,
Hänge, ein umgefallener Baumstamm oder auch ein kleiner Bach werden zu Hindernissen und müssen überwunden werden.
Die Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten trägt zur optimalen Schulung unserer Grobmotorik bei. Das Gelände bietet gute Möglichkeiten zum Balancieren, Rutschen, Springen usw. Unser Körper wird dabei immer wieder neu erfahren.
Neben viel Bewegung ist der Wald auch ein hervorragender Ruhe- und Rückzugsort. Deshalb legen
wir immer wieder eine Pause ein, ruhen uns aus und lauschen der Stille im Wald.
Beim genauen Hinhören hören wir den Wind pfeifen und Tiergeräusche wie z.B.
einen Kuckuck. Selbst eine Maus läuft ganz nahe an uns vorbei. Was für ein
Highlight. Doch wenig später sehen wir auch noch in weiterer Entfernung einen
Hasen vorbeihoppeln. Dabei kommen dann auch unsere selbstgebastelten Fernrohre zum Einsatz.
Bei unserem täglichen Waldbesuchen sind wir
alle aufeinander angewiesen und müssen viel miteinander absprechen. Das stärkt
das Sozialverhalten, die kommunikativen Kompetenzen und unser Gemeinschaftsgefühl. Wir merken schnell: Zu zweit kann man mehr! Und deshalb wollen wir gemeinsam als Gruppe ein kleines Holztipi erbauen. Wir helfen uns gegenseitig beim Tragen der langen Stöcke oder beim Zusammensetzen zu einem Tipi. Am Ende sind wir richtig Stolz auf unser gemeinsames Werk und suchen es tagtäglich wieder auf.
Nicht nur der Wald hat unser volles Interesse geweckt, auch die große Wiese nebenan, auf der unser tägliches Frühstück stattfindet erweckt unseren Forscherdrang. Dort kann man nicht nur wunderbar rennen, sondern auch einige Insekten entdecken.
Grashüpfer und Marienkäfer wollen wir uns mal genauer ansehen und holen deshalb unsere Lupenbecher heraus. Vorsichtig fangen wir die kleinen Lebewesen ein und erkunden durch die Vergrößerungslupe ihren Aufbau, bis wir sie am Ende wieder in die Natur entlassen. Das finden wir richtig spannend. Auch ein Ameisenhügel auf dem die Ameisen Eier auf ihren Körpern transportieren erweckt unsere volle Aufmerksamkeit.
Die Heuballen in Folie am Wiesenrand funktionieren wir kurzerhand zum Klettern und Rutschen um.
Und nach einem
wunderschönen Tagen im Wald, kehren wir täglich stets entspannt, ausgeglichen und ein bisschen müde zurück in die Kinderkrippe.
Leider geht die Woche wieder viel zu schnell vorbei.
In der darauffolgenden Woche kommen wir dann in unserer Gruppe auf die Erlebnisse im Wald
zurück. Wir betrachten die mitgebrachten Materialien und legen sie zu einem
Kreis in der Mitte aus.
Um eine schöne Erinnerung an die Waldwoche mit nach Hause nehmen zu können, möchten wir aus diesen selbst gesammelten Naturmaterialien und aus Salzteig etwas Kreatives erstellen. Dazu sehen wir uns nochmal an was wir Tolles gefunden haben, rollen unseren Salzteig aus und drücken die Materialien mit unseren Fingern hinein. Jetzt wird das ganze getrocknet und fertig ist unsere Waldandenken.
Zum Ende des Waldprojektes sind wir wieder alle positiv
begeistert.
Wir sammelten wunderbare Erfahrungen durch unzählige Sinneserfahrungen, eigenes Experimentieren,
forschendes Spielen und dem Differenzieren von akustischen und optischen
Wahrnehmungen. Zudem eroberten wir den Wald sehr schnell und verhielten uns immer sicherer. Wir haben auch die eine oder andere Scheu überwunden und stärkten
durch dieses Gemeinschaftserlebnis unser Gruppengefühl. In dieser Woche sind wir noch mehr zusammengewachsen. Durch immer
neues Ausprobieren tasteten wir uns an unsere Grenzen heran und stärkten gleichzeitig das Selbstbewusstsein. Erstaunlich ist es aber vor
allem in welch kurzer Zeit wir in der Motorik große Fortschritte
machen können. Schon nach nur einer Woche im Wald waren deutliche
Weiterentwicklungen in der Fein- und
Grobmotorik, Ausdauer und Kraft zu erkennen. Nicht nur bedeutende Fortschritte in der Entwicklung wurden in der Projektwoche festgestellt, auch die Freude und
Begeisterung der Kinder animierten wieder zur Durchführung.
Wir sind froh und danken allen unseren
Eltern, dass sie bei dieser Aktion durch ihre positive
Einstellung die Kinder motivieren konnten die „Waldtage“ als ein schönes
Erlebnis in Erinnerung zu behalten.
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