Mittwoch, 17. Juli 2019

Juli'19

🦌Projekt Wald🌳


Die sommerlichen Temperaturen im Juli und die durchweg positiven Erfahrungen aus den letzten Krippenjahren laden uns auch dieses Krippenjahr wieder ein, eine Woche im Wald zu verbringen. Es gibt für Kleinkinder kaum einen besseren Bildungsraum als die Natur. Wir tanken dabei viel frische Luft, beim Laufen über den unebenen Boden trainieren wir unser Gleichgewichtssystem und die Motorik. Wir können unendlich viele Natur- und wichtige Sinneserfahrungen machen. Ebenso werden die mathematische Bildung und die Sprachentwicklung sowie das Sozialverhalten gefördert. Und obendrein wird gleichzeitig eine „spielzeugfreie“ Zeit  damit durchlebt. Zudem belegen Studien, dass "Kinder immer weniger Zeit und Gelegenheit finden, um die Natur intensiv zu erleben. Das Spiel findet zunehmend „drinnen“ statt. Diese Naturentfremdung hat Folgen – gesundheitliche, aber auch gesellschafts- und umweltpolitische. Es liegt also nahe, Kindern frühe  und intensive unmittelbare Naturerfahrungen zu ermöglichen, um auf diese Weise die Basis für eine lebenslange Naturverbundenheit zu legen.“1
Bereits eine Woche vor dem geplanten Aufenthalt im Wald, bereiten wir uns in verschiedenster Weise darauf vor. Die in unserem Bücherregal bereitgestellten Waldbücher führen zu unserem Thema hin. Darin können wir schon entdecken wie der Wald aussieht und welche Tiere darin leben.
Lieder und Fingerspiele zum Thema Wald (Wir gehen in den Wald, Waldbodenfüße, Ich lieb die Bäume…) bringen uns viel Freude in unserer Morgenkreisrunde. 

Francois erklärt uns dann fast täglich die Regeln und das angemessene Verhalten im Wald. Mit Hilfe von anschaulichen Bildern wissen wir nun beispielsweise, dass wir uns alle rücksichtsvoll verhalten.  Jedes Kind läuft nur so weit, dass es in Sichtweite ist. Die Pflanzen möchten wachsen und werden daher im Boden belassen. Es werden keine Äste und Zweige abgerissen. Die Früchte des Waldes sind Nahrung für die Tiere und können für uns giftig sein. Um eine harmonische und tolle Woche im Wald verbringen zu können, ist es wichtig dass wir uns daran halten. 


Mit einer gemeinsamen Bilderbuchbetrachtung gehen wir auf weitere Entdeckungsreise in die Tierwelt im Wald. Durch Ausklappseiten und Gucklöcher werden wir ganz neugierig und erfahren auf spielerische Weise erstes Sachwissen wie und welche Tiere im Wald leben. Wir sind schon gespannt, ob wir vielleicht das ein oder andere Tier in unserer Waldwoche entdecken können. 



Damit unsere Augen diese Tiere besser entdecken können, möchten wir unser eigenes Fernrohr basteln. Dazu malen wir zwei Toilettenpapierrollen bunt an. Dann kleben wir sie aneinander und fädeln eine Schnur durch zwei Löcher. Nun können wir das Fernglas um den Hals hängen. Gut ausgerüstet können wir uns dann nächste Woche auf Entdeckertour begeben. 
Dann ist es endlich so weit. Früh am Morgen nachdem alle Kinder vollzählig in der Krippe sind, machen wir uns voller Abenteuerlust und Vorfreude mit gepackten Krippenwägen („Waldautos“) und unseren Rucksäcken auf den Weg Richtung Wald. Unser erstes Ziel ist ein Wiesenstück direkt beim Waldeingang. 

Dort breiten wir unsere großen Decken aus, begrüßen uns mitten in der Natur in einer morgendlichen Runde, singen ein Waldlied und wiederholen unsere Waldregeln noch einmal zur Vertiefung. 



Dann wollen wir uns erstmal für den Waldtag stärken und lassen uns leckere belegte Brote sowie Obst und Gemüse schmecken. Draußen schmeckts gleich noch besser.

Danach starten wir ins Spiel- und Entdeckungsabenteuer im Inneren des Waldes. Zuerst bleibt viel Raum und Zeit für eigene Entdeckungen. Manche gehen sofort auf Erkundungstour, andere brauchen noch etwas Unterstützung, um die neue Umgebung kennenzulernen. Doch gemeinsam finden wir viele interessante Dinge. Wir graben beispielsweise etwas im Waldboden und entdecken viele Krabbeltiere wie z.B. Käfer, einen Regenwurm und Tausendfüßler. 

Schnell werden wir immer mehr eigenständig aktiv und selbstständig. Unsere Fantasie kann sich durch das Spiel mit der Natur und ohne vorgefertigte Materialien frei entfalten. Steine und kleine Hölzer werden dann zum Musik machen umfunktioniert, indem sie aufeinander geklopft werden.  Schon bald schauen sich einige die Idee von anderen ab und es entsteht ein Waldkonzert. Andere spielen verstecken hinter Bäumen, sammeln Naturmaterialien oder befühlen Tannenzapfen u.v.m. Diese Materialien packen wir unsere Sammeltüten und nehmen sie mit in die Krippe.   




Jeden Tag wird unser Forscherdrang aufs Neue geweckt aber wir stehen auch oft vor neuen Herausforderungen. Unebene Wege mit Wurzeln, Steinen und Blättern bedeckt und herabhängende Äste erfordern ein anderes Gleichgewichtsgefühl und die gesamte Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig entwickelt wir Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten.  

Und so bewältigen wir gemeinsam lange Strecken im Wald. Gestrüpp, Hänge, ein umgefallener Baumstamm oder auch ein kleiner Bach werden zu Hindernissen und müssen überwunden werden. 






Die Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten trägt zur optimalen Schulung unserer Grobmotorik bei. Das Gelände bietet gute Möglichkeiten zum Balancieren, Rutschen, Springen usw. Unser Körper wird dabei immer wieder neu erfahren.



Neben viel Bewegung ist der Wald auch ein hervorragender Ruhe- und Rückzugsort. Deshalb legen wir immer wieder eine Pause ein, ruhen uns aus und lauschen der Stille im Wald. Beim genauen Hinhören hören wir den Wind pfeifen und Tiergeräusche wie z.B. einen Kuckuck. Selbst eine Maus läuft ganz nahe an uns vorbei. Was für ein Highlight. Doch wenig später sehen wir auch noch in weiterer Entfernung einen Hasen vorbeihoppeln.  Dabei kommen dann auch unsere selbstgebastelten Fernrohre zum Einsatz.













Bei unserem täglichen Waldbesuchen sind wir alle aufeinander angewiesen und müssen viel miteinander absprechen. Das stärkt das Sozialverhalten, die kommunikativen Kompetenzen und unser Gemeinschaftsgefühl. Wir merken schnell: Zu zweit kann man mehr! Und deshalb wollen wir gemeinsam als Gruppe ein kleines Holztipi erbauen. Wir helfen uns gegenseitig beim Tragen der langen Stöcke oder beim Zusammensetzen zu einem Tipi. Am Ende sind wir richtig Stolz auf unser gemeinsames Werk und suchen es tagtäglich wieder auf. 


Nicht nur der Wald hat unser volles Interesse geweckt, auch die große Wiese nebenan, auf der unser tägliches Frühstück stattfindet erweckt unseren Forscherdrang. Dort kann man nicht nur wunderbar rennen, sondern auch einige Insekten entdecken. 

Grashüpfer und Marienkäfer wollen wir uns mal genauer ansehen und holen deshalb unsere Lupenbecher heraus. Vorsichtig fangen wir die kleinen Lebewesen ein und erkunden durch die Vergrößerungslupe ihren Aufbau, bis wir sie am Ende wieder in die Natur entlassen. Das finden wir richtig spannend. Auch ein Ameisenhügel auf dem die Ameisen Eier auf ihren Körpern transportieren erweckt unsere volle Aufmerksamkeit.
Die Heuballen in Folie am Wiesenrand funktionieren wir kurzerhand zum Klettern und Rutschen um. 




Und nach einem wunderschönen Tagen im Wald, kehren wir täglich stets entspannt, ausgeglichen und ein bisschen müde zurück in die Kinderkrippe.
Leider geht die Woche wieder viel zu schnell vorbei. 
In der darauffolgenden Woche kommen wir dann in unserer Gruppe auf die Erlebnisse im Wald zurück. Wir betrachten die mitgebrachten Materialien und legen sie zu einem Kreis in der Mitte aus.
Um eine schöne Erinnerung an die Waldwoche mit nach Hause nehmen zu können, möchten wir aus diesen selbst gesammelten Naturmaterialien und aus Salzteig etwas Kreatives erstellen. Dazu sehen wir uns nochmal an was wir Tolles gefunden haben, rollen unseren Salzteig aus und drücken die Materialien mit unseren Fingern hinein. Jetzt wird das ganze getrocknet und fertig ist unsere Waldandenken.

Zum Ende des Waldprojektes sind wir wieder alle positiv begeistert. 
Wir sammelten wunderbare Erfahrungen durch unzählige Sinneserfahrungen, eigenes Experimentieren, forschendes Spielen und dem Differenzieren von akustischen und optischen Wahrnehmungen. Zudem eroberten wir den Wald  sehr schnell und verhielten uns immer sicherer. Wir haben auch die eine oder andere Scheu überwunden und stärkten durch dieses Gemeinschaftserlebnis unser Gruppengefühl. In dieser Woche sind wir noch mehr zusammengewachsen. Durch immer neues Ausprobieren tasteten wir uns an unsere Grenzen heran und stärkten gleichzeitig das Selbstbewusstsein. Erstaunlich ist es aber vor allem in welch kurzer Zeit wir in der Motorik große Fortschritte machen können. Schon nach nur einer Woche im Wald waren deutliche Weiterentwicklungen in der Fein- und Grobmotorik, Ausdauer und Kraft zu erkennen. Nicht nur bedeutende Fortschritte in der Entwicklung wurden in der Projektwoche festgestellt, auch die Freude und Begeisterung der Kinder animierten wieder zur Durchführung. 

Wir sind froh und danken allen unseren Eltern, dass sie bei dieser Aktion durch ihre positive Einstellung die Kinder motivieren konnten die „Waldtage“ als ein schönes Erlebnis in Erinnerung zu behalten. 
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[1] Kühnel, Karin: Mit Sack und Pack in den Wald. Waldtage in der Kita.(2015), URL: https://www.erzieherin.de/files/paedagogischepraxis/2015.06.10_kug20150636_Kuehnel-1.pdf (Stand: 17.07.2019)





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